Wer relativiert, korrigiert die Unschärfe der eigenen Simplifizierung

Vereinfacht gesagt: wir machen es uns einfach. Das liegt an der Komplexität, die unserer Wahrnehmung Grenzen setzt. Wir verkürzen und reduzieren, um überhaupt Aussagen tätigen zu können. Denn würden wir alles (was auch immer das ist) berücksichtigen müssen, könnten wir vermutlich unser Selbst nicht denken... Vereinfachungen stehen auf der Tagesordnung. Auf unserer, der der Wissenschaften, der von Gesellschaften und Kulturen. Die Vereinfachung ist unsere Handhabe um Komplexität in ein überschaubares, messbares, annehmbares, kalkulierbares und wahrnehmbares Maß zu bringen.

 

Wenn wir relativieren, geben wir der Komplexität ein wenig von dem Spielraum zurück, den wir, auf die Situation bezogen, reduziert haben. Wir dehnen unsere Wahrheit auf, um wieder mehr Spielraum in unserer Wahrnehmung zu haben, die wiederum dafür sorgt, dass sich unsere Wahrheit ändert. Um es sich vorstellen zu können: eine halbe Stunde Wartezeit kann verdammt lange sein, wartet man hungrig auf sein Lieblingsessen. Die bevorstehende Wurzelbehandlung lässt jedoch die gleichen 30 Minuten verfliegen. Warten ist eben nur in der verkürzten Denkwelt eines Restaurants lange und relativ betrachtet, einfach nur Zeit, die in der kontextuellen Wahrnehmung mal schneller, mal langsamer vergeht.

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Kerstin Feirer

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