Ich erinnere mich gut an meinen ersten Kopfsprung. Mein Vater hat ihn mir beigebracht, indem er mir versicherte, dass nichts passieren kann. Mehrmals, noch bevor ich überhaupt am Beckenrand stand, Kopf zwischen den Armen und mit schlottrigen Knien. Natürlich kann nichts passieren, dachte ich, nicht ahnend, wie sich so ein Bauchfleck vom drei Meter Brett anfühlt. Die ersten Kopfsprünge gelangen. Es waren auch nur zarte Versuche vom Beckenrand. Ein Vorfallen aus 5 Millimeter Höhe. So machte ich das einen Sommer lang und ich gewann dabei die Erkenntnis - DAS GEHT! (Vermutlich immer und überall)
Einen Sommer später stand ich auf dem drei Meter Brett in Eggersdorf. Kein Auftrag für mich, dachte ich, den Sommer zuvor noch in bester Erinnerung. Details sind jetzt vermutlich überflüssig, damit Ihr wisst, wie dieser Sprung endete. Beim Auftauchen ließ ich mir Zeit, darauf hoffend, dass niemand mein Heulen unter Wasser hören würde. Danach dauerte es ein paar Wochen, bis ich mich wieder auf das Brett wagte, mit einer gehörigen Portion Respekt wohlgemerkt, angetrieben vom Wunsch, für den Bruchteil einer Sekunde fliegen zu können...
Ich frage mich, ob ich jemals gesprungen wäre, hätte ich mir vorstellen können, wie es ist, wenn der Bauch zuerst auf das Wasser klatscht. Hätte ich den Mut aufgebracht, es trotzdem zu versuchen? Mit dem Risiko vor Augen, eine waschechte Bauchlandung hinzulegen? Ich denke nicht. Nichts ahnend habe ich Erfahrungen gesammelt, die mich später motivierten, es noch einmal zu versuchen. Den Spaß vor Augen, sich an die gelungenen Sprünge erinnernd. Mein Antrieb, um über das Misslingen und über das drei Meter Brett hinauszuwachsen. Ich bin heilfroh darüber, dass ich mir nicht alles vorstellen kann. Dass ich nie genau sagen kann, wie es ist, wenn es ist, noch bevor es ist. Ich denke, vieles würden wir nicht erleben, vieles würden wir nicht erlernen. Unser Leben wäre vorhersehbar in Ermangelung der Abenteuer, auf die wir uns erst gar nicht einlassen würden...
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