Ich mag den Begriff Mediation nicht. Auch nicht die Bezeichnung MediatorIn. Nichts daran gibt Aufschluss darüber, was es ist und was man tut, wenn man es tut. Total misslungene Abstraktion, die jeglichen zwischenmenschlichen Bezug verloren hat. Die Worte wirken kalt, neutral, technisch. Nicht optimal, um von Konflikt gebeutelte Menschen von ihrer Sinnhaftigkeit zu überzeugen. So geht es mir zumindest. Besonders nerven mich diese Ausdrücke, wenn ich meine Funktion beschreiben soll: "Ich bin Mediatorin...wtf!" und spätestens jetzt kommt ein Wulst an Erklärungen, Definitionen, Regeln, die im Grunde keiner mehr hören will, weil die Aufmerksamkeit bereits durch Mediatorin, ein Begriff der scheinbar wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung wirkt, abgelenkt wurde... Damit meine ich: noch nie hat jemand zu mir gesagt "Mediatorin? Das klingt ja spannend - was ist das genau?" (Und um mich nicht misszuverstehen - es liegt nicht daran, dass jeder weiß, was Mediation ist...)
Wenn mich heute jemand fragt, was ich so tu, dann antworte ich: "ich überbrücke Kommunikation!" Das ist es im Grunde, was ich tue. So lange, bis Kommunikation wiederhergestellt ist und/oder bis Regelungen gefunden wurden, nach denen man sich Verhalten kann. Unabhängig davon, ob im Anschluss Kommunikation stattfindet oder nicht. Ich bin eine störungsfreie Ersatzleitung, die nicht funktionierende Kommunikation überbrückt, unbeeindruckt davon, was für das Nicht-zustanden-Kommen verantwortlich ist. Konflikte sind meinem Verständnis nach nicht ursächlich sondern lediglich Resultat dessen. Demnach ist das Klären von Konflikten nicht das Ziel sondern lediglich ein Merkmal von gelungener Kommunikationsüberbrückung. Das ist mein Verständnis von Mediation, or whatever it's called!
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