Die Arbeit an imaginären Charakteren ist aufregend. Und intensiv. Nie hätte ich mir gedacht, dass ich im Bezug auf "Strichfräuleins" meine Fähigkeiten als Coach zum Einsatz bringen muss, um ihnen einen Schritt näher zu kommen. Und mir, die den Stift führt, ohne von vornherein sagen zu können, mit wem ich es zu tun bekomme, selbst wenn der letzte Strich gezogen wurde.
Wer im Coaching an Visionen arbeitet, kennt den Moment: die Vision bekommt Kontur, wird greifbar, wie ein gut verpacktes Geschenk, das es auszupacken gilt. Am liebsten gleich. Doch anstatt sich anpacken zu lassen bleibt sie flüchtig, da es ihr an Substanz fehlt. Sie ist eine Idee, eine Möglichkeit, mit der man sich vertraut machen muss, um aus ihr konkrete Schritte ableiten zu können. So schön sie auch sein mag, ohne ihre Facetten zu kennen, auch die dunklen, bleibt sie ein Hirngespinst, ein Traum, der sich nicht umsetzten lässt. Der Transfer von Vision zur Mission ist ein Kennenlernen. Ein Abschätzen und Einordnen. Messkriterien werden eingeführt und Ziele formuliert. Ein "Tun als ob" wird zum Probebetrieb im Kopf. Man fühlt sich ein und begibt sich hinein, in die Idee einer Zukunft, die es noch nicht gibt. Dabei findet im optimalen Fall etwas statt, dass ich gerne als "zurück in die Zukunft Transformation" nenne: Menschen, die eine Vision entwickeln, werden dabei zu der Person, von der sie annehmen, sie sein zu müssen, um die zukünftige Vision umsetzen und leben zu können. Ich nehme an, dass diese Veränderung in einem selbst, dazu führt, dass die Vision zur Zukunft wird. Erzeugt durch die Kraft der Vorstellung wird das Ich im Jetzt mit dem Ich der Zukunft in Abstimmung gebracht. Ressourcen werden aufgedeckt und bewusst, Fähigkeiten werden im Hier und Jetzt entwickelt. Das Ich, an das sich die Vision knüpft, wird zur gelebten Imagination, bis sie, gemessen an den eingeführten Kriterien, zur Wahrheit wird, obwohl sie längst dazu wurde.
Was das mit dolly zu tun hat? Oder mit Funny Unintentional? Im Grunde alles. Beide Charaktere sind Visionen. Die Auseinandersetzungen mit diesen fiktiven Figuren (Gestalten, für die Spezialisten unter euch), verdeutlichen mir die Herausforderungen, die es in der Entwicklung von Visionen zu meistern gilt. Man denkt sich eben nicht einfach etwas aus und das war es dann. Eine Vision steht für sich, selbst wenn sie dem eigenen Kopf entspringt. Sie fordert eine Auseinandersetzung ein, die Veränderung, bestenfalls Entwicklung nach sich zieht. Diese Auseinandersetzung ist kontrastiv, also gegenüberstellend. Weil wir etwas Unbekanntes vor uns haben, das es zu erkunden gilt. Für viele schwer vorstellbar und doch gilt es diese Position einzunehmen um sich annähern zu können. Das ist nicht so einfach wie es klingt und durchaus befremdlich. Offenheit, Neugierde und das Ablegen von scheinbarem Wissen um die Dinge, sind gute Voraussetzungen um Visionen greifbarer zu machen. Wenn sie sich zieren, bedeutet es, dass man an ihnen vorbei gedacht hat. Beginnt man das Wesen der Vision zu verstehen (in meinem Fall dolly oder Funny Unintentional), dann ist man auf einem guten Weg. Also auf einer Mission.
Kommentar schreiben