"Entschuldige bitte!", "verzeih mir!", oder "tut mir leid." Wie oft haben wir das schon gesagt. Und gehört. Wie oft hat es genützt? Wie oft haben wir uns besser gefühlt, nachdem wir es ausgesprochen haben? Und wie oft halfen die Worte überhaupt nicht, auch wenn man sie hörte, und wusste, dass sie ernst gemeint waren?
Wir nutzen viele Worte, wenn wir etwas wieder gut machen wollen. Dabei handelt es sich jedoch um eine einseitige Willenserklärung und nicht, wie leicht angenommen, um den Ausgleich einer "Schuld". Wir sagen "tut mir leid" und meinen, damit alles getan und gesagt zu haben. Besonders dann, wenn wir dafür ein "ok" ernten. Umso ärgerlicher, wenn dann nicht alles, wie erwartet, wieder ok ist. Schließlich hat man sich ja ernsthaft und aufrichtig entschuldigt, der andere hat mit "ok" bestätigt und trotzdem ist nichts wie es war, geschweige denn gut. Man fühlt sich ungerecht behandelt, man unterstellt dem anderen, nachtragend, unehrlich, ja sogar charakterschwach zu sein. Schließlich kam das "tut mir leid" von Herzen. Aber wie kann das sein? Warum ist nicht wieder alles gut? Ohnmächtig, mit einer Entschuldigung auf den Lippen, steht man einer Situation gegenüber, die wider jeglicher Erwartung nicht in Ordnung zu bringen ist. Zumindest nicht mit der Forderung "verzeih mir".
Das "es tut mir leid" ist, wie bereits oben erwähnt, eine Willenserklärung und kein Wundpflaster. Die entstandene Kränkung wird damit nicht automatisch heile, auch wenn wir uns das alle wünschen - selbst der Gekränkte! Im Grunde sind diese "Floskeln" nicht mehr als der Beginn einer Aussöhnung, deren Ziel es ist, einen Ausgleich in der Beziehungsbilanz zu schaffen, in der Hoffnung, dass die Kränkung dadurch besser verarbeitet werden kann. Kränkungen lassen sich nicht mit "entschuldige" ausschalten. Sie sind schmerzhafte Erfahrungen, von denen man selbst oft nicht weiß, wie man damit umzugehen hat. Man fühlt den Schmerz und ist hilflos, weil man ja selbst will, dass alles wieder gut ist. Und doch ist sie da. Völlig unverständlich und ohne zu ahnen, was da in einem vor sich geht.
Wir haben nicht gelernt, uns zu "entkränken". Unsere Erziehung diesbezüglich beschränkt sich meist auf "Hand geben und wieder gut". Selten wurden wir als Kinder angehalten, für Ausgleich zu sorgen. So gut wie nie kommt es vor, dass wir das Gegenüber nach ihren Vorstellungen des Ausgleichs fragen und selbst wenn, fehlt es uns an Geduld, wenn der Ausgleich nicht sofort gelingen mag. Wir geben dem Gekränkten keine Zeit, wir gestehen dem Gekränkten nicht zu, dass er sich irrt, indem was er braucht! Obwohl wir oft genug in der gleichen Situation sind. Das "Entkränken" passiert dann irgendwie. Mit der Zeit. Oder nie. Scheinbar unbeeinflussbar und unbewusst.
Nicht so in der Mediation. Im Gegensatz zu jedem anderen "Entschuldigungsversuch" wird hier die "Entkränkung" aus der Versenkung geholt. Anschaulich und verständlich wird mit Hilfe des Prozesses Versöhnung begreifbar und damit steuerbar. Nichts passiert mehr "irgendwie", irren ist erlaubt und für Geduld wird gesorgt. Sich dem Thema Kränkung bewusst zu werden, bedeutet gleichzeitig, endlich damit umgehen zu können. Die Mediation bietet hierfür optimale Rahmenbedingungen, selbst wenn die Versöhnung nicht verordnet werden kann. Es erleichtert, sich nicht mehr der Ohnmacht und der Hilflosigkeit ausgeliefert zu fühlen. Man bekommt hat die Chance auf echten Ausgleich, der letztlich das "Entkränken" erst möglich macht. Wir söhnen uns aus, indem wir uns entschuldigen und entkränken. Eine große zwischenmenschliche Herausforderung, die sich für alle Beteiligten lohnt.
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