Mag sein, dass ich euch nichts Neues erzähle. Weil ihr alle Bescheid wusstet. Im Gegensatz zu mir, die jetzt, im Nachhinein, zwar im Bilde ist und nun vor der Herausforderung steht, die einzelnen Teile des Puzzles zusammenzuführen, die dazu führten, dass ich heute weiß, wovon einige von euch schon lange wussten.....
Am 01.12.2017 freute ich mich auf unsere Schätzchenweihnachtsfeier. Sonja hatte die Planungsverantwortung übernommen. Weil sie gerne und ausgesprochen gut plant. Wie gut, das sollte sich allerdings erst im Laufe des Abends herausstellen. Denn alles was folgte, war das Ergebnis einer doppelten Täuschung, die grandioser nicht hätte sein können. Um das zu verstehen müssen wir knapp ein Jahr zurückgehen. Zu einem Gespräch, das ich mit Sonja im Jänner/Februar führte...
Der genaue Wortlaut ist mir entfallen. Ich weiß noch, dass ich damals zum ersten Mal meine Besorgnis über meinen kommenden Geburtstag zum Ausdruck brachte. Ein knappes Jahr davor, wissend, dass ich mich früher oder später damit auseinandersetzen musste. 40! Und keine Idee dazu, weil ich nie daran gedacht habe, dieses Alter zu erreichen. Meine Planung endete mit 30, die folgenden 10 Jahre waren Ereignisse eines Stillhaltens. Abwarten, was kommt. Und plötzlich war Zeit vergangen. 10 Jahre, in denen mehr passierte, als ich es hätte planen können. Fassungslos machte ich das, was ich immer mache, wenn ich nicht weiß, was zu tun ist: einen Scherz! "Überrasche mich mit einer Überraschung. Das wäre überraschend." Damit meinte ich indirekt die letzten 10 Jahre, die reich an Überraschungen, überraschenderweise vergangen waren. Dass Sonja die Herausforderung annahm, nahm ich nicht an. Eine ausgemachte Überraschung ist nicht überraschend und von daher nicht planbar. Dachte ich.
Sonjas Projektstart: März 2017.
Ziel: Initiierung einer Ausstellung, weil ich damit nie rechnen würde
Step1: Installierung Projektteam
Step2: Terminfixierung
Step3: sukzessives Involvieren anderer Personen, die selbst nicht wissen durften, worum es genau ging
Step4: Aufgabenverteilung nach Terminplan
Step5: Finalisierung
Step6: doppelte Täuschungsfinte für das Finale initiieren und mich glauben lassen, dass ich die überraschende Weihnachtsfeier durchschaut habe
Step7: bis zur letzten Sekunde die Inszenierung am Laufen halten
(Step 1 - 7 sind reine Spekulation. Genaues weiß ich nicht)
Fakt ist, dass Sonja, Ewald und bestimmt noch ein paar andere fast ein Jahr lang meine Arbeiten unter total plausiblen Vorwänden absaugten, ohne, dass ich Verdacht schöpfen konnte. Identity ging im Juli an Ewald. Weil er die Bilder sehen wollte und ich sie nur digital zur Verfügung stellen konnte. Sonja erzählte mir bereits im September, dass sie Comics für ihre Mitarbeiter brauchen würde. So als Feedback... Und alle spielten mit! Wer alle genau ist, weiß ich bis heute nicht. Viele waren es bestimmt.
Und dann gab es noch jene, die mich in den letzten 2 Monaten aufforderten, endlich meinen Geburtstag zu planen... und wieder andere, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen, wenn ich meinen Unmut darüber zum Ausdruck brachte, es nicht tun zu wollen... Ich kann mir vorstellen, wie witzig es manchmal gewesen sein muss, diese Gespräche mit mir zu führen...
Und ja, ich wusste von K - menschliches unplugged. Natürlich habe ich die Veranstaltung gesehen. Beschäftigt habe ich mich damit allerdings nicht. Weil der Termin bereits verplant war und ich ohnehin nicht kommen würde, weil das Schätzchen Weihnachtsfeier hatte... (das wollte ich Ewald noch schreiben: sorry - wir haben Weihnachtsfeier. Ich denke, er hätte sich vor lachen geschüttelt)
Als wir nach Freiberg fuhren, dachte ich mir auch noch nichts. Schließlich würde uns Ewald als Überraschung begleiten. Ins Palazzo, wie ich fest annahm und dann in die GMD. Und ja, es war ärgerlich, dass niemand von euch am 1. 12. Zeit für ein Tratscherl im Schätzchen hatte...ich hatte keine Ahnung, wie viel Arbeit ihr mit mir hattet...
Im Schloss angekommen war ich damit beschäftigt, möglichst leise zu sein. Schließlich hatte die Veranstaltung um 20:00 begonnen und wir waren zu spät. Und wer will schon in eine Laudatio platzen? Schon gar nicht in die eigene. Das wäre sehr respektlos... und noch bevor ich die Kanzlei betrat sah ich durch die Fenster Bekanntes. Meine Weibsbilder, die noch immer bei mir zuhause auf dem Schreibtisch liegen... "Scheiße!"
Die erste Ausstellung ist immer etwas Besonderes. Eine erste Ausstellung, von der man selbst nichts weiß, ist...ein Wunder? Ich bin überrascht, was ich von mir zu sehen bekam. An vieles kann ich mich fast nicht erinnern. An meine "Gehirnstürme" habe ich schon lange nicht mehr gedacht und doch hat mit ihnen alles angefangen. Comics aus meiner Anfangszeit, Sexismus sells, Weibsbilder, Dolly - eine Figur für meine Tochter, Identity, ... woran ihr gedacht habt - das war das eigentlich überraschende an der Überraschung. 5 Jahre Arbeit, Text, Zeichnung, Foto, Film. Für mich ein sehr persönlicher Entwicklungsrückblick.
Ich bedanke mich bei euch allen, die zum Gelingen beigetragen haben. Es ist unglaublich, was hier auf die Beine gestellt wurde.
K - menschliches unplugged
Noch zu sehen bis 5.12.2017
in den Räumen der ANA-U GmbH.
Geöffnet zu Bürozeiten, oder gegen Voranmeldung unter
066488397530